Was hat ein Krimi-Spiel mit Umweltbildung zu tun?
Die Verfasser des „Jugendreports Natur 2010“ sehen auf jeden Fall Handlungsbedarf und konstantieren eine zunehmende Naturentfremdung. Sie haben über 3000 Jungen und Mädchen aus der sechsten und neunten Klassen aller Schulformen in sechs Bundesländern befragt und kommen zu dem Schluss, dass wir es mit einer erschreckenden „Naturdistanz“ zu tun haben, in der die Auffassung von Umwelt immer abstrakter wird. So legt ein Huhn bei vielen der Befragten am Tag bis zu sechs Eier (richtige Antwort: eins). Die Sonne geht im Norden auf (richtige Antwort: Osten). H-Milch kommt von Haus-Kühen (richtige Antwort: homogenisierte Milch). Gut, vielleicht ist es auch gar nicht so wichtig, hier die richtigen Antworten zu kennen. Ob ein 14-Jähriger weiß, dass eine Kuh vier Zitzen hat und nicht 11 ist für sein Leben nicht unbedingt entscheidend. Wenn jeder vierte Schüler jedoch glaubt, in einem Handy steckten null Prozent natürliche Rohstoffe, und nur jeder 25. Schüler weiß, dass es in Wahrheit 100 Prozent sind, sollten bei uns die Alarmglocken läuten. Denn „Nachhaltigkeit“ bedeutet nicht nur, keinen Müll in den Wald zu werfen und die Tiere in Ruhe zu lassen. Wer eine nachhaltige Entwicklung befördern will, muss systemisches Denken erlernen, muss Zusammenhänge entschlüsseln und begreifen. Wo ginge das besser als im Wald?
Die genannte Studie zeigt auch: Walderfahrung macht natursensibel. Kinder und Jugendliche, die häufiger im Wald sind, betonen mehr die Liebe zur Natur, gestehen dem Wald mehr Ruhe zu, gehen rücksichtsvoller mit Natur um und engagieren sich mehr für Naturschutz.
Kommen wir also zur Ausgangsfrage zurück: Wie kann es uns gelingen, gerade die schwierige Gruppe der Acht- und Neuntklässler „in den Wald zu locken“, um ihnen neue Erfahrungen zu ermöglichen?
Indem wir sie bei dem Abholen, was ihnen wichtig ist. Also bei Werten wie Spannung, Action, Abwechslung und Neugier. All dies bieten ein Krimi wie „Tatort Wald“ oder auch ein Abenteuerprogramm wie „Survival fun“. Und indem wir ihrem Bedürfnis nach Anerkennung, Freundschaft, Geborgenheit und Vertrauen entgegen kommen. Zum Beispiel durch viele kleine Aktionen, die ihren Klassenzusammenhalt stärken. Die Erfahrung zeigt: es funktioniert!